Aufruf - Pilotstudie zum Insektenmonitoring

Bei colkat.de wurde kurzfristig von Aletta Bonn anfragt, ob wir uns vorstellen können im Juni 2018 an einer Pilotstudie zum Insektenmonitoring teilzunehmen (Projektbeschreibung siehe unten). Dabei werden deutschlandweit auf ausgewählten Strecken Insekten mithilfe von Autokeschern eingefangen und anschließend analysiert und sequenziert und hinsichtlich Vorkommen, Artenzusammensetzung und Biomasse erfasst. In Niedersachsen machen Stephan Gürlich, Klaus Renner, Kai Burgarth und Ortwin Bleich mit. Es sollen auch in Sachsen-Anhalt Strecken befahren werden.

Könnten Sie sich vorstellen dabei mitzumachen? Die notwendige Ausrüstung ( Autokescher,...) wird gestellt. Gibt es eventuell aus unserem Verein weitere potentielle Teilnehmer die da kurzfristig mitmachen können? Bitte kurzfristig melden!

Projektbeschreibung:

Das „Insektenmobil“ ist eine kurzfristig angesetzte wissenschaftliche Pilotstudie, um ein Citizen Science-Projekt für die Erfassung von Insekten in Deutschland aufzubauen. Anlass sind das Insektensterben, bei Bürgerinnen und Bürgern bestätigt durch die Beobachtung, dass immer weniger Insekten auf Autowindschutzscheiben gefunden werden. Das Projekt soll den Forderungen des Koalitionsvertrags Rechnung tragen, ein Insektenmonitoring aufzubauen. Mit unserem Ansatz möchten wir ein mobiles Insektenmonitoring erproben, um dies später für ein Citizen Science-Projekt einsatzfähig zu machen. Dazu werden wir moderne Methoden der automatischen Bildklassifizierung und der DNA-Erfassung/ Metabarcoding erproben.

Das Projekt wurde im Mai 2018 kurzfristig genehmigt, nachdem die Projektgelder unmittelbar nach dem Koalitionsvertrag zur Verfügung gestellt wurden.

Konkretes Ziel ist es, das Vorkommen von Insekten und deren Biomasse, Abundanz (Anzahl) und Artenzusammensetzung in der Landschaft festzustellen. Damit verbunden ist die Frage, welche Umweltfaktoren die wichtigste Rolle spielen (z.B. Landnutzung, heterogene Landschaft). Zu diesem Zweck sollen in 2018 Beprobungen in ganz Deutschland auf ausgewählten Strecken stattfinden. Die Routen verlaufen auf öffentlichen Straßen. Die Insekten werden mithilfe von Insektenkeschern eingefangen, die auf das Autodach installiert werden (siehe Abbildung unten). Das Projektdesign sieht vor, dass Ende Juni 2018 in ganz Deutschland 75 Strecken à 5 km zweimal befahren werden, jeweils einmal zur Mittagszeit und einmal zur Abendzeit, um die unterschiedlichen, tageszeitabhängigen Vorkommen von Insekten zu erfassen. Der Fokus liegt dabei auf agrarisch genutzter Landschaft. Dazu sollen als Referenz Strecken in unterschiedlichen Habitattypen befahren werden: Grünland, Feuchtgebiete, agrarisch genutzte Flächen, urbane Umgebung und Waldgebiete. Die Routenführung wird so angelegt, dass die Strecken nicht durch Schutzgebiete führen. Die Sammlungen müssen im Juni durchgeführt werden, da zu dieser Jahreszeit das Insektenaufkommen und die Vielfalt der Zusammensetzung am höchsten sind. Dies erlaubt auch die Kooperation mit europäischen Partnern im Ausland, die ähnliche Beprobungen durchführen. Die Befahrung der Strecken und das Sammeln der Insekten muss bei relativer Windstille und mehr als 15 Grad Celsius durchgeführt werden. Die Befahrungen sollen pro Route einmalig stattfinden zwischen 12 und 15 Uhr, um Bestäuber zu erfassen, sowie einmalig zwischen 17 und 20 Uhr, insbesondere um Käfer und Mücken gleichermaßen zu erfassen. Im Rahmen des Pilotprojekts wird getestet, inwieweit die Methode des Autokeschers geeignet ist, ein umfangreicheres Insekten-Monitoring durchzuführen.

Die Insektenproben werden dann im Labor zunächst mittels automatisierter Bildklassifikation erfasst, gewogen und vorsortiert, und anschließend mittels Metabarcoding sequenziert, um Biomasse, Abundanz und Artenzusammensetzung mit modernen Methoden zu bestimmen. Die gewonnene DNA wird im Forschungsinstitut vorgehalten. Diese Pilotstudie wird mit den Daten der Krefelder Entomologen verglichen und bildet darüber hinaus eine unerlässliche Grundlage und Referenzsammlung für weitere Untersuchungen in der Zukunft.

Die Ergebnisse der Pilotstudie werden öffentlich über Open Access-Publikationen sowie Berichte in den Medien und öffentlichen Vorträgen zugänglich gemacht.

Diese Pilotstudie soll dieses Jahr wichtige Grundlagen liefern für die methodische Entwicklung moderner Verfahren, die Machbarkeit von Citizen Science-Ansätzen sowie Grenzen eines mobilen Insektenmonitorings durch automatisierte Bild-Klassifikationsverfahren und DNA-Analysen, um nächstes Jahr ein gut konzipiertes umfassendes Insektenmonitoring in Deutschland durchzuführen.

Die Pilotstudie wird koordiniert von Susanne Hecker unter Leitung von Prof Aletta Bonn, Prof Nicole van Dam und Prof Rob Dunn in enger Zusammenarbeit mit Fachgesellschaften und eines Forschungskonsortiums des Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ, des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig, der Friedrich-Schiller-Universität Jena, dem Thünen-Institut Braunschweig, dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) und dem Naturkundemuseum Kopenhagen, Dänemark.