Bemerkenswerte Wanzenfunde (Heteroptera) in Sachsen-Anhalt

von Manfred Jung

Im Juni und Juli 2016 wurden vier Wanzenarten als Erst- bzw. Zweitnachweise für Sachsen-Anhalt nachgewiesen. Im Vorgriff auf eine Darstellung dieser Nachweise und einiger weiterer interessanter Funde der letzten Jahre im Heft 2/2016 der EVSA-Schriftenreihe werden sie hier vorab publiziert.

  1. Umgebung Schierke/Harz

Calocoris alpestris (Meyer-Duer, 1843)

Am 16.6.2016 wurde in einem Bachtal der Wormke bei Schierke, dem sogenannten „Eiskeller“ jeweils ein Exemplar in einer Hochstaudenflur von Brennessel geklopft. Die Art lebt in kühlfeuchten, bewaldeten Hochstaudenfluren und kommt in Deutschland in allen Mittelgebirgen vor. Neu für Sachsen-Anhalt.

Tupiocoris rhododendri (Dolling, 1972)

In einer kleinen Parkanlage mit einer Anzahl recht großer Rhododendron-Sträucher in der Ortslage von Schierke wurden am 4.7.2016 einige hellbraune Larven geklopft. In den nächsten beiden Tagen häuteten sich zwei dieser Larven zu Imagines. Bei der Nachsuche am 12.7.2016 wurden wiederum einige Larven sowie zahlreiche Imagines gefunden.

Der Erstnachweis von T. rhododendri für Sachsen-Anhalt erfolgte bereits am 23.7.2014 im Landschaftspark Degenershausen bei Wieserode/Landkreis Harz durch Wolfgang Gruschwitz zusammen mit Stephanitis oberti (Kolenati, 1856).

  1. Salzstelle Sülldorf

Orthotylus schoberiae (Reuter, 1876)

Am 20.6.2016 gelang nach genau 60 Jahren endlich der Wiedernachweis für Deutschland, es konnten zahlreiche Tiere mittels Motorsauger aus der Vegetation gesaugt werden. Im Entwurf der Roten Liste Deutschlands sind nur zwei Regionen genannt, in denen die Art in der Vergangenheit gefunden wurde, Sachsen um 1930 und Thüringen letztmalig im Jahre 1956. O. schoberiae lebt an Binnensalzstellen auf Halophyten, vor allem auf Suaeda maritima (Wachmann, Melber & Deckert 2004). Neu für Sachsen-Anhalt.

Teratocoris saundersi Douglas et Scott, 1869

Zusammen mit voriger Art und unter gleichen Fundumständen wurden ebenfalls zahlreiche Tiere gefunden. T. saundersi lebt hauptsächlich an Schilf, aber auch an anderen Poaceae, Cyperaceae und Juncaceae (Wachmann, Melber & Deckert 2004). Schilf kommt auf der Salzstelle Sülldorf nicht vor, die hier stattdessen genutzten Wirtspflanzen sind derzeit unbekannt.

Die Art kommt an den deutschen Nordseeküsten vor und ist lokal nicht selten. In neuerer Zeit erfolgte ein Nachweis in Mecklenburg-Vorpommern. Neu für Sachsen-Anhalt.

Ich danke Frau Helga Simon/Dienheim für die Determination von O. schoberiae und die Überprüfung von T. saundersi sowie Informationen zu beiden Arten sowie Herrn Wolfgang Gruschwitz/Staßfurt für wertvolle Informationen und die Funddaten seiner T. rhododendri.

Literatur:

Wachmann, E,. A. Melber & J. Deckert (2004): Wanzen 2 – Tierwelt Deutschlands, 75:1-294.

Manfred Jung

Hauptstraße 26a

38822 Athenstedt